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Strukturierte Informationssammlung (SIS): Vor- und Nachteile

Mit der Strukturierten Informationssammlung (SIS) soll die Pflegedokumentation entbürokratisiert werden. Wie dieses neue System funktioniert und welche Vor- und Nachteile sich daraus ergeben können, haben wir Ihnen in diesem Beitrag zusammengestellt.



Bei der Strukturierten Informationssammlung (SIS) handelt es sich um ein Dokumentationssystem, das nun seit einigen Jahren in der Pflege Anwendung findet. Es wurde entwickelt, um den Dokumentationsaufwand für Pflegekräfte zu reduzieren, sodass diese mehr Zeit für die Pflegebedürftigen haben. Um die Pflege zu entbürokratisieren, ist ein vierstufiger Pflegeprozess vorgesehen, in dem die SIS als erstes Element steht. Damit löst es das komplexe ABEDL-System ab, welches einen enorm hohen Zeitaufwand und immense Papierstapel verursachte – zum Leidwesen der Patienten.


Die SIS soll nun deutlich weniger starr sein und sich mehr an den persönlichen Bedürfnissen des Pflegebedürftigen orientieren. Die SIS wird in der Regel beim Erstgespräch mit dem Pflegebedürftigen oder den Angehörigen vorgenommen. Sie basiert auf der Selbsteinschätzung des Patienten, die im persönlichen Gespräch mit der Pflegekraft ermittelt wird. Daraus kann anschließend ein Handlungsbedarf mit den jeweiligen entsprechenden Maßnahmen dokumentiert werden. Die Einschätzung des Pflegebedürftigen und der Pflegekraft zum individuellen Pflegebedarf werden anhand von sechs Themenfeldern vorgenommen:


1. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

2. Mobilität und Beweglichkeit

3. Krankheitsbedingte Anforderungen und Belastungen

4. Selbstversorgung

5. Leben in sozialen Beziehungen

6. Haushaltsführung (bei ambulanter Pflege) oder Wohnen / Häuslichkeit (bei stationärer Pflege)


Die Vor- und Nachteile der SIS


Mehr Zeit für den Pflegebedürftigen


Die SIS wurde unter anderem entwickelt, um Pflegekräften mehr Zeit für die tatsächliche Pflege am Patienten zu geben und weniger Dokumentationsaufwand betreiben zu müssen. Verglichen mit dem ABEDL-Modell konnte hier ersten Umfragen zufolge bereits eine deutliche Zeitersparnis verzeichnet werden, die für eine umfassendere Pflege oder eine ausführliche Beratung des Patienten aufgewendet werden kann.


Der Pflegebedürftige steht im Vordergrund


Durch den Fokus auf den Pflegebedürftigen und seine eigene Einschätzung der Situation ermöglicht die SIS, den Menschen selbst und seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse wieder besser in den Mittelpunkt zu stellen. Die abgeleiteten Maßnahmen basieren auf der Selbsteinschätzung des Pflegebedürftigen sowie der Fachexpertise der Pflegekraft und werden im gemeinsamen Gespräch erarbeitet.


Pflegekräfte werden mehr gefordert


Das Fachwissen der Pflegekräfte spielt in bei der SIS eine größere Rolle. Denn während die Einschätzung der Pflegeleistungen beim ABEDL-Modell nur eine zweitrangige Rolle spielt, ist das SIS darauf ausgelegt, die Expertise und Erfahrung der Fachkräfte zu fördern und aufgrund dieser eine Einschätzung zu geben.


Die Umstellung erfordert Zeit und Aufwand

Eine solche Systemumstellung erfordert eine Schulung für Pflegekräfte und alle, die damit arbeiten, sowie entsprechend Zeit, um die neuen Abläufe zu verinnerlichen und als Routine zu festigen.


Die Strukturierte Informationssammlung hat das Potenzial, die Pflege deutlich zu verbessern. Sie bietet eine gute Basis für die individuelle Pflegeplanung und kann den Pflegeprozess erleichtern, erfordert jedoch eine sorgfältige Anwendung und darf nicht als Ersatz für professionelle Fachkompetenz gesehen werden. Zudem muss der zeitliche und organisatorische Aufwand berücksichtigt werden, den die Umstellung mit sich bringt.



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